"Wie belastbar bin ich selbst in diesen Dingen?"
Das erkennt man erst dann, wenn man drin steckt. ;-) Und du hast ja schon mal erlebt, dass du eine so schwierige Situation mit deiner Partnerin gemeistert hast und dass euch das sogar enger zusammen gebracht hat. Ich finde, das sind eigentlich tolle Voraussetzungen, weil ihr nicht nur eine "Schönwetter-Beziehung" erlebt habt, sondern euch auch schon mal durch Schwierigkeiten durchgearbeitet habt.
Es ist wirklich so, dass man manchmal nicht ahnt, welche Kräfte in einem stecken. Die aktiviert man erst dann, wenn sie benötigt werden. Der erste Schock, wenn eine schwierige Situation eintritt, ist meistens nicht zielführend, erst im konkreten Angehen merkt man, dass man Stück für Stück doch die Kraft hat, dies zu bewältigen. Es ist aber auch vollkommen normal, Angst zu haben, denn solche Situationen sind ja gerade davon gekennzeichnet, dass man sie kaum einschätzen kann. Man "schwimmt" ein wenig. Aber weißt du, das ist das Leben. Das ist die Erfahrung, dass eben nicht alles kontrollierbar ist und wir nicht von allem einen Plan haben können. So etwas zu erleben und es zu überleben ;-) hilft auch, irgendwann eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln.
Nichtsdestotrotz heißt es natürlich nicht, dass du permanent über deine eigenen Grenzen latschen sollst. Es ist, gerade im Zusammenleben mit einem depressiven Menschen, absolut notwendig, sich darüber klar zu werden, wo die eigenen Grenzen liegen, und dies auch zu kommunizieren. Das ist dann kein Abwenden vom Partner, sondern gesunder Selbstschutz. Wenn du den nicht betreibst, kann es auch für die Partnerschaft gefährlich werden, entweder, weil auch du zusammenklappst oder weil du irgendwann deiner Partnerin vor die Füße kotzt, was du alles für sie getan/worauf du verzichtet hast. Es ist dein gutes Recht, deine Grenzen zu ziehen und dafür einzustehen.
Ich glaube aber, dass ihr erst einmal guten Anlass zur Hoffnung habt. Deine Partnerin ist über eine sehr spezielle Situation depressiv geworden/hat ein Burnout entwickelt, nämlich aufgrund zu hoher Arbeitsbelastung. Wenn sie die Behandlung und die Reflexion dieser Situation gut für sich nutzt, wird sie ebenfalls erkennen, wo ihre eigenen Belastungsgrenzen sind und zukünftig dafür sorgen, dass sie rechtzeitig vorher Gegenmaßnahmen einleitet. Diese Entwicklung wäre dann bereichernd für sie und letztlich auch für eure Partnerschaft.
Grundsätzlich ist es natürlich so, dass sich Menschen verändern. Ob das positiv oder negativ, der Partnerschaft zuträglich ist oder nicht, das kann man nie vorher sehen. Man kann es dann jeweils nur dann entscheiden und darauf reagieren, wenn es so weit ist. Aber auch das ist das Leben. Erst einmal ist anzunehmen, dass ihr euch in den zehn Jahren so gut kennen gelernt habt, dass das Wesentliche eurer Persönlichkeiten bekannt ist. Also: Nicht so viel Sorgen. ;-) Lass dich von deiner Angst nicht überrollen. DASS man vor einem so einem Schritt wie einer Hochzeit noch mal grundsätzlich nachdenkt, das ist ein Stück weit normal. Es soll ja kein "Schaun mer mal" werden, sondern möglichst ein "Ja" füreinander und für eure Zukunft.
Ich wünsche euch alles erdenklich Gute!