Was mir geholfen hat
Ich habe im November 2004 erfahren, dass mein Mann 2 x fremdgegangen ist. Im Oktober 2005 war dann die Scheidung, bin also seit 1 Jahr geschieden. Es war meine Entscheidung, wobei auch andere Schwierigkeiten eine Rolle gespielt haben, das Fremdgehen alleine war nicht der Grund, wohl aber der Auslöser mir das Thema "Trennung" noch einmal genau anzuschauen.
Mir hat folgendes geholfen:
1) Ich habe - wann immer mir danach war - geweint. Und ich habe ein Musikstück, mit dem ich mir an Tagen, wo es mir schlecht ging - das Weinen richtig gehend "erwzungen" habe, weil ich wusste, dass es mir danach wieder besser geht, wenn so alles rausgeheult ist.
Mit dem Ratschlag "Nicht weinen, er ist es nicht wert", kann ich persönlich nichts anfangen. Natürlich ist er es - trotz allem - wert. Diesen Mann habe ich geheiratet, weil ich ihn liebe und den Rest meines Lebens mit ihm verbringen wollte. Er hat - abgesehen von allen Fehlern - ja auch seine guten und liebenswerten Seiten, von denen ich mich bei einer Trennung genauso verabschieden muss. Und das tut eben weh. Und ich habe mich ja nicht nur von meinem Mann verabschiedet, sondern auch von einem großen Stück meines Lebens (wir waren 15 Jahre verheiratet), ich habe einen Lebenstraum von mir verloren - na, wenn das keine Gründe sind zu weinen, dann weiß ich nicht ...
2) Ich habe mir professionelle Hilfe (Psychologin & Psychotherapeutin) gesucht, die mich bei meiner Entscheidungsfindung unterstützt hat. Und ich habe mir von Anfang an vorgenommen, mir viel Zeit zu geben und nichts zu überstürzen.
Ich wollte keine Kopf- oder Bauchentscheidung treffen, sondern dass sollte stimmig sein. War es dann auch. Hat zwar seine Zeit gebraucht, dafür hat es dann eben auch voll gepasst für mich, ich habe es bis jetzt nie bereut.
Die Frage ist, ob seine Entscheidung schon fix ist oder nicht. Kannst du da noch irgendwie etwas beeinflussen, oder bist du da völlig machtlos? Aber wie auch immer, du brauchst dir selbst keinen Druck machen, i.S. ich muss aber schnell wieder "funktionieren". So ein Abschied tut weh und der Trennungsschmerz kann verdammt lange dauern.
Der Vorteil bei professioneller Hilfe: Man gewinnt neue und andere Sichtweisen. Ich habe u.a. gelernt, mit meinen Schuldgefühlen besser umgehen (dieses Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, ist einfach da, dass lässt sich nicht einfach so wegreden, weil wir ja genau wissen, dass in einer Beziehung immer beide so ihre Anteile haben, an dem was passiert ist und wie sich die Beziehung entwickelt hat). Oder ein wichtiges Thema für mich war z.B. auch "Verantwortung abzugeben" und zwar an meinem Ex bzgl. Kinder. Ich bin nicht für die Gestaltung der Beziehung zwischen meinem Ex und den Kindern verantwortlich. Ich kann dafür sorgen, ihm keine Steine in den Weg zu legen, den Rest hat er zu verantworten. Ich muss mich da nicht zum Spielball machen lassen.
3) Ich habe die Entscheidung unabhängig von meiner finanz. Situation getroffen, so unter dem Motto: Irgendwie wird es immer gehen und dieses Vertrauen, dass sich immer was ergibt, hat sich im letzten Jahr auch immer bestätigt.
Trotzdem ich kenne auch diese Existenzängste, was mir dabei geholfen hat, war einfach viel Informationen einzuholen, wo es überall Unterstützungen gibt. Auch wenn ich sie im Moment nicht brauche, ist es für mich eine Beruhigung, die Möglichkeiten zu kennen, falls es einmal anders läuft.
Übrigens: Meine derzeitige Arbeit macht mir extrem viel Spaß, kostet auch einiges an Energien, bringt mir aber auch viel an Anerkennung - und natürlich auch Geld. Für mich war das wirklich eine Bereicherung.
4) Wichtig für den Alltag: Ein gutes soziales Netz sichern!!! Und zwar für dich (zum Ausheulen, an den Tagen, wo es nicht so gut läuft, zum Lachen und Energietanken für die sonstige Zeit und natürlich auch für die Kinderbetreuung. Nutze das - hoffentlich schlechte Gewissen deines Mannes - um ihn möglichst einzuspannen (es erleichtert auch für die Kinder die Situation, wenn sie den Papa noch möglichst oft sehen).
Für mich und die Kinder war es sehr praktisch, dass mein Ex anfangs immer zu uns kam, wenn ich arbeiten war, um die Kinder zu sehen.
Du musst aber schauen, ob das für dich passt. (Meine Kinder sind schon 10 und 12, und ich habe etwas ungewöhnliche Arbeitszeiten, mein Ex kam 2 Mal pro Woche zu uns, legte dann die Kinder zum Schlafen und ging dann, wenn ich ihn anrief, dass ich in 15 Minuten zu Hause bin - so haben wir vermieden, dass wir uns ständig sehen mussten.)
Leider hat sich diese Lösung aufgehört, seit ich einen neuen Freund habe. Da habe ich auch gesehen, dass es gut ist, sich prinzipiell den Alltag so zu organisieren, dass man vom Ex nicht abhängig ist!! Wenn er kann gut, aber wenn nicht, soll nicht alles zusammenbrechen...
5) Was mir auch noch geholfen hat: die Erinnerung an meine erste große Liebe und dieses Gefühl "nie-wieder-werde-ich-jemanden-so-lieben" und die Erkenntnis, dass dann auch mein Ex gekommen ist, und es doch wieder möglich war, mich neu zu verlieben - und siehe da: auch dieses Mal habe ich mich nach der Trennung wieder verlieben können und kann wieder das Verliebtsein genießen. Dieses Wissen wieder hervorzuholen, dass mit jedem Ende auch wieder etwas Neues beginnen kann, hat mir ganz viel Kraft und Mut gegeben.
Und ganz viel Kraft und Mut wünsche ich auch dir (und vorher die Zeit zu trauern!!!)
Alles Liebe
Monika