Also, Liebe...
... baut sich meiner Meinung nach schon nach und nach auf. Liebe besteht nicht von Anfang an, bestenfalls Verliebtheit. Die gehört aber meiner Meinung nach auch dazu. Die Schmetterlinge im Bauch, das Kribbeln, das Träumen, das Aufgeregtsein - es wäre sehr bedauerlich für eine Beziehung, wenn das ganz fehlt.
Ich war in meinen zukünftigen Mann zwar nicht gleich von Anfang an Hals über Kopf verliebt. Das kam dann aber ziemlich schnell. Und Liebe ist es dann nach und nach geworden. Sogar jetzt, nach drei Jahren, glaube ich noch, dass sie jeden Tag ein Stückchen größer wird.
Gegen Vernunftehen habe ich prinzipiell einzuwenden, dass sie heutzutage nicht mehr "notwendig" sind. Es gab Zeiten, in denen Frauen zu 100 Prozent auf einen Ernährer angewiesen waren oder Witwer mit Kindern auf eine Kindermama. Da die Leute nichts anderes gewohnt waren, haben diese Ehen zum Großteil vielleicht ganz gut funktioniert. Das ganz System halte ich aber für falsch, und es ist gut, dass das nicht mehr so ist.
Freundschaft kann man zu vielen Menschen pflegen, aber deshalb führt man mit seinen Freunden nicht gleich eine Lebensbeziehung. In die Beziehung oder Ehe gehört Liebe. Nur, weil du Angst hast, allein zu bleiben, solltest du keine Vernunftbeziehung eingehen. Damit würdest du ja auch deinen Partner irgendwie anlügen. Und selbst wenn er es wüsste - möchtest du mit einem Mann zusammensein, von dem du weißt, er kann dich zwar ganz gut leiden, liebt dich aber nicht? Würdest du das wirklich wollen? Und soll man das einem Menschen zumuten?
Mit 31 stehen dir alle Tore offen. Eigentlich in jedem Alter, siehe unser Altbundeskanzler Kohl, wobei das wieder ne andere Geschichte ist. Klar, als Türkin hast du es da ganz besonders schwer - aber da solltest du drüber stehen. Auch Frauen aus deutschen Familien hören ab 30 die permanente Frage, warum sie noch keinen abgekriegt haben.
Es ist ein sehr gutes Wesensmerkmal unserer Zeit und unserer Gesellschaft, dass der Liebe als Gefühl ein sehr hoher Stellenwert eingeräumt wird. Das war nicht immer so, oder wenn, dann hatten es die Menschen schwer, ihren Gefühlen nachzugeben, weil andere Zwänge (Überleben, Verpflichtungen, "Ehre", "Anstand", gesellschaftliche Normen und was weiß ich) sie daran gehindert haben, sie auszuleben.
So ein Privileg sollte man nicht einfach vertun. Gestatte es dir, auf die große Liebe zu warten.
Liebe Grüße
nexgo